Im Klammergriff

Die Satzklammer: Segen oder Fluch der deutschen Sprache? 

Eine der ganz besonderen Eigenarten des deutschen Satzes, ja der deutschen Sprache, ist die Satzklammer. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass zwei Teile eines Satzgliedes die anderen Teile des Satzes einschließen  (z.B. „Ich habe das Theaterstück vor zwei Wochen in einem kleinen Theater in Stuttgart gesehen.“). Nur wenige Sprachen fassen die Elemente des Satzes so sehr zu einer inhaltlichen Ganzheit zusammen wie die deutsche. Ein besonders schwieriges Beispiel einer Satzklammer, bei dem mehr als 60 Worte das Subjekt des Nebensatzes von seinem Prädikat trennen, stammt aus Heinrich von Kleists „Michael Kohlhaas“:

„Es traf sich, dass der Kurfürst von Sachsen auf die Einladung des Landdrosts, Grafen Aloysius von Kallheim, der damals and er Grenze von Sachsen beträchtliche Besitzungen hatte, in Gesellschaft des Kämmerers Herrn Kunz und seiner Gemahlin, der Dame Heloise, Tochter des Landdrosts und Schwester des Präsidenten, andrer glänzenden Herren und Damen, Jagdjunker und Hofherren, die dabei waren, nicht zu erwähnen, zu einem großen Hirschjagen, das man, um ihn zu erheitern, angestellt hatte, nach Dahme gereist war ...“ 

 

Vor- und Nachteile der Satzklammer

In der Tatsache, dass der Prozess der Informationsvermittlung lange offen und unbestimmt bleibt, weil die wichtigste Information, meist das Verb, ganz am Ende steht, liegen sowohl Vor- als auch Nachteile der Satzklammer begründet. Einerseits widmet der Leser/der Hörer dem ganzen Satz, bis zum Ende, seine Aufmerksamkeit.  Andererseits ist diese Art des Satzbaues anstrengender und unökonomischer als ein funktionsleichterer ausklammernder Stil, wie er in der gesprochenen Sprache häufig vorkommt.

Kommentare (1) -

  • Einen weiteren Vorteil, den ich daran finde, ist, dass man als Redner darüber nachdenken muss, bevor man einen Satz in die Luft wirft, was auf jeden Fall einer anderer Art „Ökonomie” entspricht.

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